Schiffe und Hafenatmosphäre – das hat allemal ein besonderes Flair. Wenn die Schiffe dann auch noch Geschichten „auf dem Buckel“ haben, wenn Besucher diese und andere Geschichten an Bord erfahren, sich außerdem an Schifferknoten versuchen, wenn sie mit dem Schlepper „Titan“ ein Stückweit die Trave abwärts schippern und zum stimmungsvollen Abschluss den berühmten Rotspon verkosten, dann bleibt das als außergewöhnlicher Nachmittag lange in Erinnerung.
„Komm an Bord!“, haben der Lübecker Verkehrsverein e.V. und der Museumshafen Lübeck gelockt und schon auf dem ersten Schiff, dem Eimerkettenbagger „Wels“, kommen die Gäste ins Staunen. Rumpelnd, ächzend, quietschend setzt sich die Kette aus 32 Eimern in Bewegung. Es ist laut, es ist eng. Wie der „Wels“ funktioniert? Wo er zum Einsatz kam? Was er heute für Pflege braucht? All das ist von Frank zu erfahren und eingetaucht ins maschinelle Geächze ahnt man auch, warum Seefahrt und der Glaube an den Klabautermann Hand in Hand gehen: Der „Wels“ lebt.
Knoten gehören zum A und O der Seefahrt. Sie müssen sicher halten, das weiß auch jede Landratte. Sie müssen aber auch schnell zu stecken und ebenso schnell wieder zu lösen sein. Achtknoten, Palstek, Webleinstek, Stopperstek, Kreuzknoten lauten einige der Namen. Mindestens zehn Knoten muss beherrschen, wer den Bootsführerschein macht.
Palstek? Davon haben fast alle schon mal gehört. Ihn das erste Mal zu stecken, ist eine ganz andere Sache. An Bord der „Ondina“ machen es Kirsten und Uwe vor, eine Eselsbrücke soll helfen. „Die Schlange kommt von unten aus dem Teich, wickelt sich um den Baum und verschwindet wieder von oben im Teich“, lautet der Satz. Die Runde der Laien ist fröhlich am Werk und tatsächlich haben am Ende (fast) alle ein halbes Dutzend unterschiedlicher Knoten zustande gebracht.
Und dann geht es an Bord des Schleppers „Titan“. Baujahr 1910, außer Dienst gestellt 1988: Ein älterer, aber rüstiger „Herr“, mit dem uns Mika auf die Höhe der Eric-Warburg-Brücke fährt. An Steuerbord zeigen sich Seefahrerkirche St. Jakobi, Burgkloster und Burgtor, historische Gemäuer, die ebenfalls viele Geschichten bergen. „Wer will, kann mit mir in den Maschinenraum kommen“, lädt Lars ein. Und ja: Auch ans Steuer darf man mal. Was für ein Gefühl!
Zurück im Hafen darf der legendäre Rotspon verkostet werden, der Rotwein, der heute wie einst aus Frankreich lose nach Lübeck kommt und in Lübecker Kellereien in Flaschen gefüllt wird. Die Beispiele, die wir bei Stefan zu kosten bekommen, hat das traditionsreiche Weinhaus von Melle zusammengestellt und uns damit eine genussreiche Lehrstunde bereitet. Klar, dabei kommt man ins Erzählen: über Schiffe, den Museumshafen, über Lübeck und seine Geschichte und über das, was man sich viel häufiger gönnen sollte – einen Nachmittag im Museumshafen zum Beispiel.